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Unterschichten

******der Mann
255 Beiträge
Themenersteller 
Unterschichten
Um eine Frage die neulich in der sapiosexuellen Gruppe aufkam (sapiosexuell.joyclub.de/forum/t1534664.intellekt_und_bildungsabschluss.html) aufzugreifen (also der Umgang mit bildungsfernen Schichten) – Für Jahrhunderte neideten Bürger und Edelleute den Armen vor allem eins: ihr ausschweifendes Sexualleben – oder das, was sie in ihrer Fantasie dafür hielten. So ging Wilhelm von Humboldt eine einfache Fährfrau nicht aus dem Kopf, die ihn 1789 mit ihrer Muskelkraft über den Niederrhein gesetzt hatte. Er sah ihre nackten Arme, ihre lose Kleidung, ihren schwitzenden Körper und verspürte »wollüstige Gier«: »Unbegreiflich, wie anziehend für mich jeder Anblick angestrengter Körperkraft bei Weibern ist – vorzüglich niedrigeren Standes«, notierte er in sein Tagebuch.
Vor allem die unteren Schichten waren zu allen Zeiten eine willfährige Projektionsfläche, da sie nur Objekte sind. Was tatsächlich in den Köpfen der einfachen Menschen vorgeht, bleibt den tragenden Gesellschaftsschichten verschlossen – es sei denn, sie schicken Kundschafter aus. Eugène Sue sah seinen 1842 erschienenen Roman »Les Mystères de Paris« (Die Geheimnisse von Paris) über das Lumpenproletariat in einer Parallele zu den Indianerromanen James F. Coopers, nur dass seine Barbaren »mitten unter uns hausen, dass wir ihnen zu jeder Zeit begegnen können«. »Diese Menschen«, schrieb Sue, »haben ihre eigenen Sitten, ihre eigenen Weiber, ihre eigene geheimnisvolle Sprache«.

Bitte unser Tabu 'Öffentliche Hexenjagd' beachten, Beitrag editiert von thegentlewoman, JOY-Team
Meine Triskele
*********_Arte Frau
13.790 Beiträge
Welche Frage verbirgt sich nun hinter dem EP?
vielleicht wollte er einfach mal ein bißchen was berichten. Ist doch spannend.
......das ist dann das Gegenteil von sapiosexuell!
Wie in dem tollen Roman "Salz auf unserer Haut"

Ich finde einen halbnackten muskulösen Bauarbeiter auch irgendwie sexuell anziehend, eine Beziehung (in welcher Form auch immer) ist für mich allerdings nicht vorstellbar.
*********imppi Paar
1.335 Beiträge
******der:
Unterschichten
und
******der:
Um eine Frage die neulich in der sapiosexuellen Gruppe aufkam (sapiosexuell.joyclub.de/forum/t1534664.intellekt_und_bildungsabschluss.html) aufzugreifen (also der Umgang mit bildungsfernen Schichten, und man schaue sich nur mal den dortigen Umgang miteinander an, was auch die sog. Moderatorin betrifft)

sind genau die Themen und Wortwahl, wegen denen ich diese elitäre, selbstgefällige Gruppe verlassen habe.
Mir entzieht sich vollkommen der Sinn, warum ein derartiges Thema hier aufgegriffen werden soll...
********er62 Mann
2.384 Beiträge
vielleicht
möchte er uns den Roman »Les Mystères de Paris« (Die Geheimnisse von Paris) empfehlen? *gg*
****mar Paar
2.113 Beiträge
Natürlich kann man Alles thematisieren, auch Sex und "soziale Schichten", die es übrigens besonders in englischsprachigen Ländern immer noch gibt.

Uns aber kommt es auf den Menschen an sich an, sowohl in der prosaischen Theorie, als auch in der joyösen Praxis.

Also jeder nach seinem Geschmack.
********eger Mann
97 Beiträge
Abgesehen davon...
...dass ich auch noch nicht so recht den literarischen "Haken" entdeckt habe:

Der Begriff "Unterschicht" hat seine Bedeutung seit dem Jahr 1798 grundlegend geändert. Die starren, völlig undurchlässigen Gesellschaftsschranken des 18. Jahrhunderts kann man wohl kaum auf das 21. Jahrhundert anwenden, in dem "Unterschicht" wohl zuerst Bildungsferne und dann Armut bedeutet. Und auch die Fitness, die Herr von Humbold angeblich so schätzte, ist heute wohl ein (durch alle Schichten) weit verbreitetes... naja, Kulturgut.

*g*
****mar Paar
2.113 Beiträge
Du bietest uns eine sehr interessante Einschätzung der Interpretation der sozialen Schichten, lieber Enzianjaeger

Allerdings gehen unsere Bewertungen dabei ein wenig auseinander. In England und Schottland habe ich (m) selbst noch in den 1980iger Jahren erfahren, dass es diese Schichten dort (vor allem in England) noch gibt. Das geht soweit, dass sich sogar die Dialekte der Schichten unterscheiden, man spricht dann von Soziolekten. Die ehemalige Premierministerin Margaret Thatcher musste daher erst in Kursen den Soziolekt der gehobenen Schicht erlernen, um politisch zu einer Führungskraft aufzusteigen.

Bei uns in Deutschland haben die beiden Weltkriege dafür gesorgt, dass die Schichten gründlich durchmischt wurden, deswegen sind sie bei uns nicht mehr so sichtbar. Sie sind aber wieder dabei, sich voneinander zu trennen, wie die Berichte der OECD zu der sozialen Entwicklung in Deutschland zeigen. Gerade heute erleben wir es immer mehr, dass Bildungsferne zu Armut führt, und der Staat verschleiert, dass er nichts dagegen tun möchte. (In dieser Beziehung ist unser Föderalismus eine einzige Katastrophe). Statt unser Bildungssystem grundlegend auf eine solide Basis zu stellen, die allen eine gute Chance eröffnet, wird am falschen Ende gespart. Und so kommen die Kinder wohlhabender Eltern in Kitas mit bester personeller und sachlicher Ausstattung, während die Kinder Anderer in miserabel ausgestattete und personell völlig unterbesetzte Kitas kommen, oder sie bleiben wegen der Herdprämie zuhause. Das setzt sich dann in der Grundschule fort durch die Bindung der Schüler an Stadtteilschulen.

Es ist ein von unabhängigen Organisationen bestätigter Fakt: Statistisch gesehen haben die Kinder und Jugendlichen in unserem Land um so bessere Chancen, je begüterter ihr Elternhaus ist. Das setzt sich dann im Studium fort. Wir beobachten den Trend, dass viele talentierte Studierende nach dem Bachelor-Abschluss das Studium beenden, weil sie sich die Master-Phase nicht mehr leisten können.

Wohin das führt, kann man in den USA und in Großbritannien sehen: zu sich voneinander abschottenden sozialen Schichten. Sie sind immer noch oder schon wieder da!
Heureka!
Ich weiß, was dieser Thread bezweckt! Es ist ein Gedenkthread für Wilhelm von Humboldt! Denn dieser wurde am 22.06.1767 geboren - exakt 250 Jahre vor Threaderstellung!
Ja - aber weiter?
Mein persönlicher Schluss aus dem EP: Da ich keine sapiosexuelle Fährfrau bin, gehöre ich höchstwahrscheinlich zur Unterschicht.
*haumichwech*
******der Mann
255 Beiträge
Themenersteller 
... na endlich *floet*
******der Mann
255 Beiträge
Themenersteller 
übrigens: eine sehr schöne Abhandlung dazu findet sich hieri: »So viel Weibliches in mir« Geschlechtergerechtigkeit, Empathie, offene Ehe: Der Gelehrte Wilhelm von Humboldt war seiner Zeit oft weit voraus. Zum 250. Geburtstag des Tegeler Visionärs, von Dorothee Nolte (ich darf hier in der Bücherecke nicht mehr zitieren daher:
http://www.tagesspiegel.de/w … hes-in-mir/19887560-all.html)
Humboldt und die sapiosexuelle Unterschicht
Und für das Übersetzen hat Humboldt der Fährfrau 'n Zehner gezahlt und wurde zum Gedenken daran ganz sapiosexuell auf dem Zehnmarkschein abgebildet, der der DDR-Unterschicht als Zahlungsmittel diente.
Darf man auch nicht außer acht lassen.
****mar Paar
2.113 Beiträge
Durch das Herauszerren einiger Bemerkungen Wilhelm von Humboldts und ihr genüssliches Zerlegen werden wir diesem Bildungspionier nicht gerecht. Dass unser Land über einen (noch) recht guten Bildungsstandard verfügt, haben wir ganz wesentlich ihm zu verdanken.

Die Humboldt-Brüder haben zweifellos der real existierenden sozialen Oberschicht ihrer Zeit angehört, aber sie haben beide auf ihre Art, und Wilhelm ganz besonders, dafür gesorgt, dass Bildung für die Allgemeinheit in Deutschland möglich wurde.

Ja, sogar der Begriff "Bildung" im Zusammenhang mit Lernprozessen geht auf Wilhelm von Humboldt zurück, denn er stellte die "Bildung des Charakters" als Ergebnis einer vernünftigen Erziehung in den Vordergrund. Genau dieses System wurde später von den damals aufstrebenden amerikanischen Universitäten übernommen und in neuerer Zeit durch wirtschaftliche Zwänge für die weniger Wohlhabenden de facto abgeschafft.

Unsere halbgebildeten Politiker haben dies dann durch einen völlig falsch verstandenen Reformprozess übernommen und sind dabei, das Humboldtsche System, das sicher reformbedürftig ist, durch stumpfsinniges Herumdoktern gänzlich zu zerstören.

Genau damit leisten sie dann einer verstärkten Abschottung sozialer Schichten Vorschub, und das ist nun wirklich nichts, was dem sozialen Frieden und der sozialen Gerechtigkeit dient.
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